4. Adventwoche
4. Adventwoche

17. Dezember

Weihnachten in Argentienien

Sterne

In Argentinien fällt die Advent- und Weihnachtszeit in den südamerikanischen Sommer, und alleine das gibt ihr ein ganz anderes Flair. Hierzulande locken Kälte, Nebel und Dunkelheit die Menschen schon am späten Nachmittag ins Innere der Häuser und inspirieren zu andächtiger Ruhe bei Tee und Bäckereien. Am Abend ist in unseren Breiten, von einigen Adventmärkten abgesehen, kaum noch jemand auf den Straßen anzutreffen. In Südamerika hingegen beginnen im Dezember gerade die heißesten Tage des Jahres, die mittägliche Gluthitze sorgt dafür, dass die Straßen am frühen Nachmittag wie leergefegt sind, dafür erwacht das Leben am Abend umso stärker und lauter. Oft werden die Temperaturen erst gegen Mitternacht wieder angenehm, und die Leute begeben sich dann in ihre Gärten und auf die Straßen, wo das nächtliche Leben pulsiert.
Nikolo und Krampus sind in Argentinien nicht bekannt. An Mariä Empfängnis, also bereits am 8. Dezember, wird traditionellerweise die Weihnachtskrippe im Haus aufgestellt, wobei das Jesuskind noch nicht zu sehen ist, denn dieses taucht erst zu Weihnachten in der Krippe auf. Der Christbaum, der nicht unbedingt ein richtiger Nadelbaum ist, wird ebenfalls schon am 8. Dezember aufgeputzt. Kurz vor Weihnachten beginnen die rund zweimonatigen Schulsommerferien. Am Abend des 24. Dezembers besuchen die Gläubigen die Weihnachtsmesse. Danach, typischerweise ab 21 bis 23 Uhr versammeln sich die Familien zu einem festlichen Mahl, idealerweise im Garten unter dem warmen Sternenhimmel. Nur die Kinder bekommen um Mitternacht ein (!) Geschenk. Da Weihnachten mit der Geburt Christi als Freudenfest empfunden wird, knallen um Mitternacht allerorten Raketen und Böller. Bis in die Morgenstunden wird weitergefeiert, meist mit lauter Musik und Tanz.
Das Dreikönigsfest am 6. Jänner beendet die Weihnachtszeit. Am Vorabend stellen die Kinder Schuhe mit Gras und Wasser für die Kamele der Könige an die Tür oder zum Christbaum, damit sie von den drei Königen Geschenke erhalten.
Der Argentinier Ariel Ramírez schuf 1964 die Misa Criolla (Kreolische Messe) und die Liederreihe Navidad nuestra (Unsere Weihnacht, gemeinsam mit dem Dichter Félix Luna). Dabei werden eigene Melodien und traditionelle argentinische, südamerikanische Rhythmen verknüpft und Instrumente wie etwa das Charango, ein kleines, zehnsaitiges Zupfinstrument aus der Andenhochebene, verwendet. Das Werk fand in der ganzen Welt Widerhall. Der Text des Liedes „El nacimiento“ (die Geburt) lautet auf spanisch sowie frei und ungereimt ins Deutsche übertragen:

Noche anunciada, noche de amor, Dios ha nacido, pétalo y flor, todo es silencio y serenidad, paz a los hombres, es Navidad. En el pesebre mi redentores mensajero de paz y amor, cuando sonríe se hace la luzy en sus bracitos crece una cruz. Angeles cantan sobre el portal Dios ha nacido, es navidad.
Esta es la noche, que prometió Dios a los hombres y ya llegó, es Noche Buena, no hay que dormir Dios ha nacido, Dios está aquí.
Angekündigte Nacht, Nacht der Liebe Gott ist geboren, Blüte und Blume, Alles ist Stille und Seelenruhe, Friede den Menschen, es ist Weihnacht. In der Krippe mein Heiland, Bote des Friedens und der Liebe, wenn er lacht, wird es Licht. Und in seinen Armen wächst ein Kreuz. Engel singen über dem Tor, Gott ist geboren, es ist Weihnacht.

Das ist die Nacht, die versprach Gott den Menschen, sie ist schon da. Es ist Heiligabend, schlafet nicht. Gott ist geboren, Gott ist hier.

Robert Sauermann

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