Es war Freitag frühabends Anfang August als das Regieteam des Sommertheaters an der Nordseite des gotischen Chores unserer Kirche unter Beobachtung der Wettersituation beratschlagte, ob die abendliche Aufführung des Sommernachtstraums im Freien gewagt werden könnte oder in den Martinskeller ausgewichen werden muss, als man leises Vogelgeschrei vernahm. Zur Überraschung aller kam dieses aber nicht aus den Lüften sondern aus einem nahe gelegenen Regenwasser-Einlaufschacht, in den auch eine Dachrinne vom Kirchendach mündet. Nach dem Hochheben des massiven Einlaufgitters konnte man einen mittelgroßen Vogel auf dem Rohrstutzen des Ablaufs aus dem Schacht erkennen. Da ein Herausholen des Tieres unmittelbar nicht möglich schien, wurde der Einlaufdeckel in der Hoffnung offen gelassen, dass das Tier sich nun selbst befreien kann. Dies war jedoch nicht der Fall und so wurde am Morgen darauf die Feuerwehr verständigt, die mit einem Team von Tierrettern anrückte. Der „kleine“ Vogel entpuppte sich als junger Turmfalke, der offensichtlich bei seinen ersten Versuchen, die Freiheit des Fliegens zu erobern, in die Dachrinne gefallen und dort dann im Regenabfallrohr nach unten gerutscht sein dürfte. Er wurde auf der alten Friedhofsmauer an der Böschung zur Bahn platziert und hatte sich nach einer Erholungsphase, nun offensichtlich erfolgreich, dem Flugvergnügen hingegeben. 

Bericht: Fritz Schwarz-Herda  Fotos: Walter Hoffmann