4. Adventwoche
4. Adventwoche

4. Dezember

Tag der heiligen Barbara - Ein Tag von Geheimnisvollem, Legendärem, Unsicherm

… nur zwei Dinge sind fix:
1. der Gedenktag der Hl. Barbara fällt immer in den Advent, ganz egal ob dieser frühestens mit dem 27. November oder spätestens 3. Dezember beginnt
2. das Brauchtum an diesem Tag mit zum Beispiel Barbarazweigen, Barbaraweizen und Barbarafeiern.
Doch nun langsam der Reihe nach.

Warum feiert man die hl. Barbara im Advent?
Der Gedenktag der Barbara hat kirchlich gesehen nichts mit dem Advent zu tun, außer dass er seit dem 6. Jahrhundert immer in der Adventzeit liegt. Unter Papst Gregor dem Großen (war 590 - 604 Papst) wurde die Adventzeit auf 4 Wochen festgelegt (nach unterschiedlichen Bräuchen von 3 oder auch 6 Wochen). Der Beginn wird dabei von Weihnachten (Hochfest der Geburt Jesu = 25. Dezember) aus berechnet. Der Sonntag vor dem Geburtstag Jesu ist der 4. Adventsonntag. Fällt also der Christtag auf einen Montag ist der 24. Dezember gleichzeitig Heiliger Abend und 4. Adventsonntag, und damit wird der 1. Advent am 3. Dezember gefeiert (das nächst Mal im Jahr 2023). Fällt aber das Fest Christi Geburt (25.12.) an einen Sonntag, ist der 4. Adventsonntag eine Woche davor, am 16. Dezember, und der Advent beginnt am 27. November (wie im Jahr 2021). Und wann werden die Adventkalender wieder mit dem 1. Adventsonntag beginnen? - Sie können es gerne nachrechnen, im Jahr 2024 wird der 1. Dezember gleichzeitig der 1. Adventsonntag sein.

Heilige Barbara

Das Leben der Heiligen Barbara
Vom Leben der Hl. Barbara gibt es keine historischen Beweise. Sie soll im Jahr 306 als Märtyrerin in Nikomedien (Türkei) gestorben sein, die ersten schriftlichen Erzählungen davon findet man aber erst um 800 in einem römischen Martyrologium.
Über ihr Leben, genauer genommen die Umstände ihres Märtyrertodes erfahren wir nur aus verschiedenen Legendenerzählungen. Den unterschiedlichen Legenden gemeinsam ist, dass Barbara wegen ihres christlichen Glaubens von ihrem eigenen Vater, der nicht wollte, dass seine Tochter Christin ist, getötet wurde. In den anderen Teilen unterscheiden sich die Legenden, aber manches davon hat in die Kunst oder das Brauchtum Eingang gefunden.

Die Barbara mit dem Turm
Eine Legende erzählt, dass Barbara von ihrem Vater, als er auf Reisen ging, in einen Turm eingesperrt worden, damit sie sich in seiner Abwesenheit mit Fremden treffe, oder gar taufen ließe. Doch genau das ist geschehen und deswegen ist eines ihrer Attribute auf bildhaften Darstellungen ein Turm, und außerdem ein Kelch als Zeichen für den christlichen Glauben. Hier können Sie ein Kunstwerk von Lukas Cranach im Stift Klosterneuburg ansehen: https://www.stift-klosterneuburg.at/collection/die-heilige-barbara-lucas-cranach-d-ae/

Der Barbaraweizen
Es gibt auch noch den Brauch des Barbaraweizens. Am Barbaratag werden auf einem Teller Weizensamen ausgesät und feucht gehalten. So hat man bis Weihnachten einen grünen Teller, der dann oft zur Krippe gestellt wird - Ein Zeichen, dass auch in der kalten, scheinbar toten Jahreszeit der Glaube an das Leben nicht verloren gehen soll.

Barbara als Patronin der Bergleute
Barbara verdankt ihr Patronat für die Berglaure, Grubenarbeiter, Tunnelbauten einer ihrer Legenden. Als der Vater erfuhr, dass sie Christin geworden war, wollte er sie aus dem Turm holen und vor den Richter bringen. Sie ist aber auf wunderbare Weise (durch einen unterirdischen Gang?) geflohen und hat sich in einer Höhle versteckt. Allerdings hat ihr Vater sie dann auch dort gefunden, da ein Hirte ihr Versteck verraten habe. Als Schutzpatronin für Bergbau gibt es meist beim Durchstich von Tunnelbauten eine Feier zu ihren Ehren mit dem Segenswunsch und Dankbarkeit für das Gelingen des Projekts. Auch in den meisten Bergbaubetrieben gibt es eine Barbarakapelle, wo am 4. Dezember Barbarafeiern stattfinden (z.B. Seegrotte in der Hinterbrühl, aber auch in der Erdölgemeinde Matzen).

Die Barbarazweige
Als der Vater erfuhr, dass seine Tochter Christin sei, wollte er sie vom Glauben abbringen. Doch sie ließ sich nicht beirren. Letztlich ließ er sie ins Gefängnis bringen. Auf dem Weg dorthin ist sie an einem verdorrten (Kirschen)Zweig hängen geblieben. Den dabei abgebrochenen Teil hat sie in ihre Zelle mitgenommen und in Wasser gegeben. Nach einiger Zeit (Am Tag ihres gewaltsamen Todes?) sei er aufgeblüht. - Deshalb schneidet man am 4. Dezember Obstzweige, am besten Kirschzweige von den kahlen Bäumen und wässert sie ein. Bis Weihnachten sollen sie dann aufblühen. Da das aber nicht immer so „funktioniert“, wurde es mit einem wahrsagerischen Glauben verbunden, in dem manche meinen, blüht bis Weihnachten ein Zweig auf, dann gibt es in der Familie im kommenden Jahr eine Hochzeit der zumindest eine Verlobung. In manchen Regionen werden die Blüten als Vorboten einer guten Ernte gesehen, oder anhand der Blütenzahl das Wetter im kommenden Jahr abgelesen. - Solches Verständnis erinnert sehr an den germanischen Orakelbrauch der „Lebensrute“ Und wie es bei Menschen oft üblich ist, will man dem Glück etwas nachhelfen, und daher gibt es viele verschiedene Tipps, wie man die Zweige zum Aufblühen bringen kann z.B. sie am 4. Dezember noch vor Sonnenaufgang schneiden, in heißes Wasser einlegen, bevor man sie in die Vase steckt …. Vielleicht steckt aber hinter dem Brauch auch nur der einfache Wunsch gerade zum Weihnachtsfest auch etwas Blühendes im Haus zu haben, und Weihnachtssterne, Weihnachtskaktus etc. gibt es noch nicht so lange in unseren Breiten.

Haben Sie gewusst, dass ...

Barbarablüte

… der Name aus dem Griechischen kommt, und übersetzt „die Fremde“ bedeutet? Vermutlich liegt der Ursprung sogar im Sanskrit, und wird dort verwendet für Menschen, die brabbeln (undeutliches, unverständliches Reden) weil sie eine fremde Sprache sprechen.

... es in Klosterneuburg einen Barbara-Bildstock gibt? Er steht vor dem Gebäude Markgasse 3-5, und erinnert damit an die Schutzheilige der Artillerie und die ehemalige Pionierkaserne (1810 - 1904) an dieser Stelle (https://www.verschoener-v-klnbg.at/media/angebote/4.pdf)
… die in der Griechisch-Katholischen Kirche im1. Wiener Bezirk Wien, Postgasse 1, das Altarbild der Heiligen Barbara die Gesichtszüge der jungen von Maria Theresia trägt? (http://wwwg.uni-klu.ac.at/kultdoku/kataloge/20/html/1735.htm)

Blühender Kirschzweig
Barbarazweige

… 1969, im Zuge der Reform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, ihr Name aufgrund der fehlenden geschichtlichen Nachweise aus dem römisch-katholischen Kalender gestrichen wurde. Wegen der großen Volkskirchlichen Bedeutung wurde Sie aber bereits 1972 wieder in den Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet aufgenommen und schließlich 2004 auch in das Martyrologium Romanum, Verzeichnis aller Heiligen und Seligen der römisch-katholischen Kirche
… mehr Legenden über die heilige Barbara im ökumenischen Heiligenlexikon finden können: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Barbara.htm

Manfred Zeller

Manfred Zeller ist Mitarbeiter des katholischen Bildungswerks Wien mit dem Schwerpunkt Theologie und Religion, Politik und Gesellschaft. Davor war er bis zu Beginn des Jahrs 2014 Pastoralassistent in St. Martin.

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